Plötzlich pflegende Person: Erste Schritte für Angehörige

Ein Anruf, ein unerwarteter Unfall oder eine Diagnose – und plötzlich ändert sich alles. Wenn ein geliebter Mensch pflegebedürftig wird, stehen viele Angehörige erst einmal unter Schock.

Plfegende Person

Neben der emotionalen Belastung kommen zahlreiche organisatorische und finanzielle Fragen auf dich zu. Doch keine Sorge: Mit der richtigen Strategie und Unterstützung kannst du diese Herausforderung bewältigen. Hier erfährst du, welche ersten Schritte du unternehmen solltest und wo du Hilfe bekommst.

Erste Schritte: Was du sofort tun solltest

Zunächst heißt es, Ruhe zu bewahren und systematisch vorzugehen. Die wichtigsten ersten Maßnahmen sind:

  • Gesundheitszustand klären

    Sprich mit den behandelnden Ärzten und lass dir den Pflegebedarf genau erklären.

  • Pflegegrad beantragen

    Stelle direkt einen Antrag bei der Pflegekasse, um finanzielle Unterstützung zu sichern.

  • Unterstützung organisieren

    Pflegeberatung, Sozialdienste und Pflegedienste können dir helfen, den Alltag zu strukturieren.

  • Arbeitsrechtliche Möglichkeiten prüfen

    Gibt es Pflegezeit oder Familienpflegezeit für dich?

Finanzielle Unterstützung und rechtliche Fragen klären

  • Pflegegeld: Wenn du die Pflege selbst übernimmst, erhältst du je nach Pflegegrad monatliche Zahlungen.

  • Pflegesachleistungen: Übernimmt ein Pflegedienst Teile der Pflege, übernimmt die Pflegekasse die Kosten anteilig.

  • Wohnumfeldverbesserung: Zuschüsse für den Umbau der Wohnung, z. B. für ein barrierefreies Bad.

  • Pflegehilfsmittel: Kostenlose oder bezuschusste Hilfsmittel wie Bettschutzeinlagen oder Notrufsysteme.

Rechtlich solltest du dich über Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung und Betreuungsverfügung informieren, um im Ernstfall handlungsfähig zu bleiben.

Pflegegrad beantragen: So geht’s richtig

Damit dein Angehöriger finanzielle Unterstützung erhält, ist der Pflegegrad entscheidend. Der Ablauf:

  1. Antrag bei der Pflegekasse stellen (formlos per Telefon oder schriftlich).

  2. Begutachtung durch den MDK (Medizinischer Dienst der Krankenkassen)

  3. Einstufung in einen Pflegegrad (1 bis 5).

  4. Widerspruch einlegen, falls der Pflegegrad zu niedrig angesetzt wurde.

Führe ein Pflegetagebuch, um Einschränkungen genau zu dokumentieren und die Begutachtung zu erleichtern.

Entlastung und Hilfe: Unterstützung für pflegende Angehörige

Niemand muss die Pflege allein stemmen. Diese Angebote helfen dir:

  • Pflegedienste für Unterstützung bei Körperpflege, Medikamentengabe oder Haushaltsaufgaben.

  • Tagespflege: Dein Angehöriger verbringt den Tag in einer Pflegeeinrichtung und du hast Entlastung.

  • Verhinderungspflege: Falls du krank bist oder Urlaub brauchst, übernimmt eine Ersatzpflegekraft.

  • Pflegekurse für Angehörige, um den Umgang mit Pflegebedürftigen zu erleichtern.

Selbstfürsorge nicht vergessen: Eigene Grenzen erkennen

Pflege kann ein Vollzeitjob sein – doch auch Pflegende selbst haben Bedürfnisse, die nicht vernachlässigt werden dürfen. Wer sich langfristig um einen Angehörigen kümmert, sollte darauf achten, sich selbst nicht zu überfordern. Regelmäßige Pausen sind wichtig, um neue Kraft zu schöpfen. Auch der Austausch mit anderen, sei es in einer Selbsthilfegruppe oder im Freundeskreis, kann helfen, die emotionale Belastung besser zu verarbeiten. Wer merkt, dass die Pflege zu viel wird, sollte frühzeitig über zusätzliche Unterstützung nachdenken – sei es durch eine Haushaltshilfe, einen ambulanten Pflegedienst oder eine stationäre Unterbringung.

Ein neuer Alltag mit Struktur und Hilfe meistern

Plötzlich die pflegende Person zu sein, ist eine große Herausforderung – aber mit den richtigen Informationen und Unterstützung bist du nicht allein. Organisiere frühzeitig finanzielle Hilfen, nutze Pflegedienste und vergiss nicht deine eigene Gesundheit. Pflege ist ein Marathon, kein Sprint – und mit einer guten Struktur gelingt dir der Einstieg in diese neue Verantwortung.